Das Paradies der Artenvielfalt
Das Baldo-Gebirge weist dank der Vielzahl der dort vorkommenden Arten von Flora und Fauna einzigartige Eigenschaften in den Alpen auf. Es verdankt diese Merkmale einerseits seinem glazialen Ursprung, andererseits der Nähe des Gardasees, der ähnlich einem gigantischen Klimagerät gleichzeitig für Wärme, aber auch für Abkühlung sorgt.
Der Monte Baldo, auch „Garten Europas“ genannt, ist für seine außergewöhnliche Artenvielfalt bekannt, die ihn aus naturalistischer Sicht zu einem der interessantesten Gebiete Italiens und Europas macht.
Grundlegend für die biologische Vielfalt des Monte Baldo ist seine Breitenlage auf 45° nördlich des Äquators, und seine Höhenlage, die von 65 m unten am See bis über 2.000 m auf den höchsten Erhebungen reicht.
Hier findet man fast 50 Prozent der gesamten Alpenflora und einen bedeutenden Anteil an verschiedenen Tieren. Außerdem ist die vollständige Palette aller italienischen Mikroklimata anzutreffen.
Aber was verstehen wir unter Biodiversität oder Artenvielfalt?
Für ein besseres Verständnis können wir diesen Begriff mit einem Thermometer vergleichen, mit welchem die Anzahl der in einem bestimmten Gebiet lebenden Arten und folglich die Umweltqualität selbst gemessen wird.
Welche Risiken bestehen angesichts der globalen Erwärmung für unsere Berge?
Die größte Gefahr besteht in der Verarmung der biologischen Vielfalt: Mit dem Temperaturanstieg wird das alpine Klima in den Gipfelregionen verschwinden und mit ihm auch einige seltene Arten, wie z. B. der Kerner-Hahnenfuß (wissenschaftlicher Name Callianthemum kerneranum Freyn), eine endemische Art des Monte Baldo, die in der Gipfelregion vom Naole-Grat bis zum Monte Altissimo di Nago wächst.
Die Flora
Die Flora des Monte Baldo ist mit über 1.600 registrierten Pflanzenarten besonders reich und vielfältig. Diese Vielfalt umfasst zahlreiche endemische Arten, von denen einige nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Die verschiedenen Höhenlagen des Monte Baldo schaffen eine Abfolge von Lebensräumen, die von Laubwäldern bis zu alpinen Wiesen reichen und jeweils eine ganz spezifische floristische Zusammensetzung aufweisen.
- Mediterrane Stufe (bis 1.000 m): Hier herrschen Eichen- und Kastanienwälder vor, begleitet von einem reichen Unterwuchs an Farnen und Wildblumen.
- Montane Stufe (1.000-1.500 m): Dieses Gebiet ist geprägt von Buchen- und Nadelwäldern mit Baumarten wie Fichte und Lärche. Im Frühjahr ist das Unterholz mit Blumen wie Buschwindröschen und Enzian übersät.
- Boreale und alpine Stufe (über 1.500 m): Das alpine Grasland ist reich an seltenen und geschützten Arten wie Edelweiß, Alpen-Soldanelle und Alpenrosen. Besonders spektakulär sind diese Zonen während der Sommerblüte, wenn sich die Wiesen in bunte Blumenteppiche verwandeln.
Die Fauna
Die Fauna des Monte Baldo ist ebenso reich und vielfältig, dank der unterschiedlichen Umgebungen, die zahlreiche Tierarten beherbergen, von denen einige als selten oder gefährdet eingestuft sind.
- Säugetiere: Zu den häufigsten Säugetieren gehören Gämsen und Rehe. In abgelegeneren und ruhigeren Gebieten kann man auf Füchse, Dachse und Marder treffen. In letzter Zeit wurden auch Sichtungen von Wölfen gemeldet.
- Vögel: Der Monte Baldo ist ein Paradies für das Birdwatching. Zu den wichtigsten Arten gehören Steinadler, Wanderfalke, Uhu und verschiedene tag- und nachtaktive Raubvögel. Darüber hinaus können in den Wäldern und auf den Wiesen zahlreiche Sperlingsarten beobachtet werden.
- Reptilien und Amphibien: In diesen Gebieten leben mehrere Reptilienarten, wie die Kreuzotter und die Smaragdeidechse, und Amphibien, wie der Tüpfelsalamander und der Bergmolch.
- Insekten: Die Vielfalt der Lebensräume begünstigt das Vorhandensein einer reichhaltigen Entomofauna mit zahlreichen Schmetterlings-, Käfer- und anderen Insektenarten, von denen einige sehr selten sind und nur lokal vorkommen.
Der Monte Baldo ist Gegenstand verschiedener Schutz- und Erhaltungsprogramme, um seltene und endemische Arten, aber ganz allgemein das Gleichgewicht der natürlichen Ökosysteme zu bewahren. Große Teile sind als Naturschutzgebiete ausgewiesen, und es werden nachhaltige Tourismuspraktiken gefördert, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Nachhaltiger Tourismus bedeutet ein verantwortungsvolles und umsichtiges Erleben von Seiten der Besucher, im Hinblick auf die Auswirkungen aller Handlungen und Verhaltensweisen auf die Umwelt.
Dabei ist es wichtig zu betonen, dass der Berg ein sehr sensibles System mit einem eigenen Gleichgewicht ist. Um dieses zu bewahren, muss stets darauf geachtet werden, welche Entscheidungen man trifft.
Das fängt zum Beispiel damit an, dass sich die Besucherzahlen vorwiegend auf die Wochenenden konzentrieren. Vorausgesetzt, dass es die eigene Arbeit zulässt, könnte man die Berge im Allgemeinen an weniger überfüllten Tagen mit größerer Ruhe und Entspannung genießen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Monte Baldo als wahre Fundgrube der Artenvielfalt präsentiert, ein Ort, an dem sich die Natur in ihrer ganzen Pracht zeigt und jedem, der ihre Wunder erforschen möchte, eine einzigartige Erfahrung bietet.